Atelier Van Lieshout
Atelier Van Lieshout ist der Name des Studios, das der Bildhauer Joep Van Lieshout direkt nach seinem Abschluss an der heutigen Willem de Kooning Academie in Rotterdam gründete. Van Lieshout wurde danach schnell mit Projekten bekannt, die sich zwischen der glatten Welt des Designs und dem zweckfreien Eigensinn der Kunst ihren eigenen Weg suchten. Das Studio, unter dessen Namen Van Lieshout seit seiner Gründung im Jahr 1995 ausschließlich arbeitet, produziert seitdem Skulpturen und Installationen, Gebäude und Möbel, Utopien und Dystopien.
Dabei markiert der Studioname eine künstlerische Methode, die sich vom Mythos des Künstlergenies distanziert. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat Van Lieshout dabei eine Praxis entwickelt, die verschiedene Disziplinen vereint und den schmalen Grat zwischen künstlerischem Schaffen und funktionaler Massenproduktion immer wieder überschreitet, um die Grenzen zwischen Fantasie und Funktion, fruchtbarem Wachstum und Zerstörung ständig neu auszumessen.
Van Lieshout seziert auf diese Weise „Systeme“, ob er nun gerade die Gesellschaft als Ganzes oder den menschlichen Körper untersucht. Er experimentiert, sucht nach Alternativen, versteht Ausstellungen als experimentelles Recycling und hat sogar im Rotterdamer Hafen einen eigenen Staat mit wenigen Regeln, größtmöglicher Freiheit und dem höchsten Maß an Autarkie gegründet. Dabei zeichnen sich seine Projekte oft durch eine konstruktive Provokationslust aus, die seine stilistische Handschrift maßgeblich prägt.
Van Lieshout kombiniert in seiner Arbeit eine phantasievolle Ästhetik und Ethik mit Unternehmergeist. Seine Arbeit gab Denkanstöße in der Architektur ebenso wie in der Ökologie und wurde international gefeiert, ausgestellt und publiziert. Sein Werk setzt sich häufig mit einigen wiederkehrenden Themen, Motiven und Obsessionen auseinander, unter denen vor allem Systeme, Macht, Autarkie, Leben, Sexualität und Tod zu nennen sind – um dabei in einem größeren Zusammenhang nach den Spuren des Individuellen suchen, wie zuletzt etwa in der weithin diskutierten Arbeit „Domestikator“ von 2015, die nach einigen Kontroversen schließlich im Centre Pompidou in Paris zu sehen war.