Tables folded away
1, 6
Foto: Wolfgang Becker
4
Foto: G. Gohlke / BKV Potsdam
2
Foto: Wikipedia
5
Foto: privat
3
Foto: Jan Rasmus Voss
Frieder Butzmann
Fast 2 x 7 unterschiedliche Frühlingslieder mit oder ohne Worte
Frieder Butzmann, Stimme und Live-Elektronik
Alexander Moosbrugger
#277 und #279 für Violine und Viola
nach Wandzeichnungen von Sol LeWitt
HannaH Walter, Violine
Catherine Lamb, Viola
In der Ausstellung „Sieben Ausstellungen“
im Pavillon auf der Freundschaftsinsel
19.00 Uhr – Einlass ab 18.30 Uhr
Situiert ist das Konzert in der von Lukas Töpfer kuratierten Ausstellung „Sieben Ausstellungen“, in der das Publikum die Distanz zwischen konzeptueller Idee und Objekt oder transparenter Handlungsanweisung und verborgener Ausführung erlebt, Konzeptualismus also nicht als Erlebniswert versüßt wird, sondern ausgehalten werden muss. Man kann Frieder Butzmanns 13 Lieder und Alexander Moosbruggers Stücke nach zwei Wandarbeiten des amerikanischen Konzeptualisten Sol LeWitt als Reaktion auf diese bereinigende Entkleidung des Konzeptuellen verstehen. Dabei bleibt zunächst offen, ob das Konzept hier die Oberhand behält oder die Musik sich von ihm emanzipiert, ob die Emanzipation des Klangs das Konzept ist – und Musik und Handlungsanweisung einander gegenüberstehen, ohne eins zu werden. Die Hörerinnen und Hörer können so gut wie die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher selbst entscheiden, wie sie Konzept und Materialisierung, Referenz und Klangbild zueinander gewichten.
Dabei wollte Frieder Butzmann seinen Liederzyklus anfänglich sogar „12 konzeptionslose Frühlingslieder nennen“. Die Zwölf lässt sich in den „Sieben Ausstellungen“ des Pavillons als Gegenzahl verstehen. „Was ist ein besseres Contrepoids zur 7 als die 12!?“ fragt Butzmann. „Die 7 hat eine 5 vor sich und die 12 hat eben zwei 5 vor sich. Aber das wollte ich etwas brechen, weil ich das Krumme und Schiefe bevorzuge und hab noch 1 drauf gelegt, so bin ich zur 13 gekommen!“ Vom Gesang bis zum Summen oder Pfeifen setzt Butzmann Bezüge zur Vogelwelt, zum „geheimen Gesang der Pflanzen“, dem Duft des Frühlings und macht den Garten vor der Tür zur direkten Referenz der Musik.
Alexander Moosbrugger dagegen bezieht sich auf die konkrete Realisierung zweier Werke Sol LeWitts in einer Ausstellung. Beide folgen einfachen und transparenten Beschreibungen, Mustern des Konzeptualismus. „Wall Drawing #277” verlangt eine gelbe und eine blaue Linie auf einer roten Wand („The location of a yellow and a blue line on a red wall.”), „Wall Drawing #279” eine rote und eine blaue Linie auf einer gelben Wand („The location of a red and a blue line on a yellow wall.”). Nicht aber die Anweisungen, sondern ihre Umsetzung wird visuell zur Partitur für die Musikerinnen und treibt, wie Moosbrugger bemerkt, „deren Konzeptionierung im Zirkelschluss weiter – streng, konzentriert, stabil im Klangbild, nicht laut, zugewandt.“
Eintritt: 7,- € / ermäßigt 5,- €