Land schmecken

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Fotos: Larissa Rosa Lackner / Libken e.V.

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Foto: Stephan Bögel / Libken e.V.

Libken e.V. und Sabine Laaks zu Gast im BKV - 2.8.2018, 18 Uhr
Im Rahmen der Ausstellung "Das Protokoll" - in der es um die Zusammenarbeit von Kunst und Zivilgesellschaft geht - präsentiert der BKV Libken e.V., ein aufsehenerregendes Projekt, das es erst seit Ende 2014 in Böckenberg in der Uckermark gibt. Auf dem Gelände eines ehemaligen LPG-Wohnkomplexes gründeten Christoph Bartsch, Larissa Rosa Lackner, Theresa Pommerenke und 7 weiteren Personen damals eine Produktionsstätte ganz neuer Art. Sie erklärten den verfallenden Plattenbau zu einem Laboratorium für kreative Wohn- und Arbeitsformen, boten Künstlerinnen und Künstlern Ateliers an und versuchten, Kreative aller Sparten für eine Art selbsterfundenes Land-College ohne Berührungsängste mit der Dorfkultur zu interessieren, irgendwo zwischen Berkenlatten, Friedenfelde und Fredenwalde, unweit des Sabinensees.
Künstler:  Sabine Laaks

Landflüchtige Städter hat Brandenburg viele gesehen. Libken (altenglisch für Haus, Häuschen, Unterkunft) erweist sich jedoch als Ausdauerprojekt. Die Gründerinnen leben auch in entbehrungsreichen und isolierten Wintern am Ort, sanieren das Gebäude, das sie schließlich als Eigentümerinnen erwerben, und entwickeln Ausstellungen, Workshops, Residenzprogramme, Feste, Symposien, Konzerte, Filmvorführungen, Aktionen, Gespräche und... gemeinschaftliche Essen. Libken nahm von Anfang an den Begriff des "Lokalen" so wörtlich wie möglich, nutzte vom Nebengebäude bis zum Garten auch das Umfeld des Wohngebäudes und begann langsam und unaufgeregt die gutnachbarschaftliche Kontaktaufnahme mit dem Ort Böckenberg. Es geht dem Verein tatsächlich nicht um eine Sommerresidenz für die kreative Klasse, sondern um die Verankerung des Projekts am Ort. Libken will Nachbar sein. Auch "Neue Auftraggeber" befindet sich deshalb seit 2017 im Austausch mit dem Pionierprojekt.

Seit 2017 gibt es im Wohn- und Arbeitskomplex auch ein Kulinarikstipendium. Es soll "sowohl ausgebildeten KöchInnen, als auch denjenigen, die das Kochen für sich als Kunstform entdeckt haben, die Möglichkeit gegeben, sich über einen Zeitraum von drei Monaten ganz auf ihre Kochkunst zu konzentrieren und an einem selbst gewählten kulinarischen Thema zu forschen und zu experimentieren." An "langen Tafeln" werden Anwohner und Besucher eingeladen, Forschungsergebnisse zu verspeisen. Zugleich aber ist das Stipendium, das auch die Zusammenarbeit mit regionalen Erzeugern einschließt, ein Werkzeug der Ortserkundung. Sabine Laaks etwa, Stipendiatin 2018, widmet sich dem Thema "Leaf to Root", vom Blatt bis zur Wurzel, und experimentiert mit der Komplettverwertung alles dessen, was der Garten hergibt  und sammelt und kategorisiert dabei als Feldforscherin im wahrsten Sinne des Wortes die Früchte und Gemüse von Böckenberg. Libken will nicht Kultur importieren. Es lernt den Ort bis zur Graswurzel kennen und lädt dabei auch die ortsansässigen Gartenbesitzer ein. Warum nicht Produkte und Rezepte teilen, fragt die Ökotrophologin Laaks. Theresa Pommerenke, eine der Gründerinnen des Vereins, sieht die Kulinarik auch als Auseinandersetzung mit dem eigenen Standort: "Man kann nicht nur Ideen importieren und Gäste einladen. Wir wollen mit dem arbeiten, was es hier gibt und immer allen zur Verfügung stand. Der Garten hinter dem Wohnkomplex war ein Mittelpunkt des Dorfs. Wir wollen ihn ganz praktisch in Besitz nehmen.  Nicht nur für uns, sondern für alle Interessierten.“ Am Ende sitzen Anwohner, Haus- und Zaungäste und das Kunstpublikum an einem Tisch.

Am Donnerstag, 2. August, ab 18 Uhr, präsentiert Sabine Laaks gemeinsam mit Mitgliedern des Teams von Libken e.V. Böckenberg und seinen Garten in Kostproben. Wie schmeckt ein Ort? Was charakterisiert ihn? Und wie überwindet man die Angst vor Kohlstrunk und Möhrengrün? Wir laden Sie ein zur Verkostung und freuen uns auf Ihren Besuch.

Der Eintritt ist frei.


Termine der "Langen Tafeln" in Libken:
28.7.2018
25.8.2018
29.9.2018
(Anmeldung erforderlich)

www.libken.de


Im Rahmen der Ausstellung "Das Protokoll" über das europäische Netzwerk "Neue Auftraggeber".

Donnerstag, 2. August 2018