Bewegte Stilleben

Foto 1
Wojtek Doroszuk
Raspberry Days, 2008
Courtesy: Wojtek Doroszuk
Fot: Public Domain
Foto 2
Laura Pawela
Untitled (Friedrich), 2008
Courtesy: Laura Pawela
Foto: Public Domain
Foto 3
Agnieszka Polska
Medical Gymnastics, 2008
Courtesy: ŻAK | BRANICKA
Foto: Public Domain
Foto 4
Zorka Wollny (mit Roman Dziadkiewicz)
Still Life, 2004
Courtesy: Zorka Wollny
Foto: Public Domain
Junge polnische Videokunst
28. September 2008 bis 19. Oktober 2008
Die Gruppenausstellung "Bewegte Stillleben" soll einen Einblick in das produktive und virtuose filmische Schaffen polnischer Künstler aus den letzten Jahren geben. Hubert Czerepoks Videoarbeit „Do you know anything about Polish art?“, für die der Künstler Passanten in europäischen Großstädten nach ihren Kenntnissen zur polnischen Kunst befragte, ist dabei ein Epilog zu einer Reihe filmischer Arbeiten, die im Medium des bewegten Bildes malerischen und dokumentarischen Stilleben nachspüren.
Kurator:  Astrid Mania, Gerrit Gohlke
Ausstellungsort:  Luisenforum
Eröffnung:  Samstag, 27. September 2008 , 19:00
Viele der im Kunstverein gezeigten Arbeiten verbindet eine von einem tiefen Verständnis geprägte Auseinandersetzung mit der Malereigeschichte. Sie übertragen die historischen Vorbilder in einen anderen, aktuellen Kontext, schaffen daraus aber ebenso lyrisch-poetische Werke.

Laura Pawelas unbetitelte Videos etwa stellen Gemälde von Caspar David Friedrich nach, versetzen die berühmten, in die Betrachtung der Natur versunkenen Figuren jedoch in schlesische Landschaften und geben den Ikonen deutscher Romantik so eine neue politische Wendung.

Rafał Bujnowskis Werkkomplex „Embroider (Nails)“ besteht aus einer Reihe kleinformatiger Gemälde mit einem fast schon abstrakten, blumenartigen Motiv, dessen Herkunft sich auf dem dazugehörigen Video erklärt – es sind Muster, mit denen sich die Kundinnen eines Kosmetikstudios die Fingernägel verzieren lassen.

Zorka Wollny hat für ihre Videoserie „Still Life“ konventionelle, sorgsam komponierte, leise wie auch farbenprächtige Stillleben komponiert, die nach einiger Zeit lebendig werden und deren Elemente sich gegen alle Regeln verhalten, sich bewegen und, wenn man so will, aus dem Rahmen fallen.

Wojtek Doroszuk dagegen widmet sich in brillanten Bildern einer Realität, die den menschlichen Körper und menschliche Aktivitäten umkreist. Seine Erntehelfer verschwinden wie bedeutungslose Insekten in der Natur und dem, was sie hervorbringt. „Dissection Theatre“ zeigt, wie wir nach unserem Tod von Körpern zu künstlichen Puppen verwandelt werden und verweilt neutral, doch nicht teilnahmslos auf den dafür notwendigen Gerätschaften.

Auch bei der jungen Künstlerin Agnieszka Polska wird der menschliche Körper zur Projektionsfläche, wird seine Einbindung in und Unterwerfung unter Rituale, gesellschaftliche Normen und Erwartungen offenbart. „Medical gymnastics“ beruht auf Fotografien aus einem Buch über Krankengymnastik für Kinder aus den 1920er Jahren, die Polska digital verfremdet und in Bewegung versetzt hat, sie erotisch auflädt und denen sie eine fast schon unheimliche Qualität verleiht.

Wir freuen uns ganz besonders, dass wir viele der Videoarbeiten hier erstmalig im deutschen Sprachraum präsentieren können.

Unser besonderer Dank gilt der ŻAK | BRANICKA Galerie, Berlin, sowie der Johnen Galerie, Berlin.
Für die freundliche Unterstützung danken wir der FH Potsdam und der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“, Potsdam-Babelsberg.