Unechte Landschaft

Alle Abbildungen: Courtesy Sammlung Gaby und Wilhelm Schürmann / die Künstler

Ein Garten im Garten
29. Juli 2015 bis 20. September 2015
Dem Vernehmen nach ist das Paradies, aus dem wir vertrieben wurden, ein Garten gewesen. Und weil vielen die Gegenwart nicht hinreichend paradiesisch erscheint, wünschen sie sich wenigstens eine von Hecken eingehegte Harmonie, unter der die Widersprüche verschwinden. Parterres, in denen Ordnung herrscht, und Bosketten, zwischen denen sich wandeln lässt. Je unruhiger und widersprüchlicher die Zeit, desto größer die Hoffnung auf eine kultivierte Behaglichkeit ohne Widerhaken.
Kurator:  Gerrit Gohlke, Wilhelm Schürmann
Ausstellungsort:  Freundschaftsinsel
Eröffnung:  Dienstag, 28. Juli 2015 , 18:00

Solche Gärten werden indes nicht nur von Gärtnern angelegt. Immer häufiger wird an Kunst die Erwartung herangetragen, sie sei ein besonders ertragreiches Nutzgewächs, eine Art Kombinationszüchtung mit vervielfachtem Fruchtertrag: Exotisch, authentisch und widerspruchsfrei, schnell zu verzehren und hilfreich für ein kreatives Mikroklima.

"Unechte Landschaft" ist so gesehen die leise Formulierung eines stillen und entspanntem Aufbegehrens. Unser künstlicher Garten versammelt Werke, in denen das Natürliche gemacht, die Tradition konstruiert und die Schönheit nur als experimentell zusammengefügte Chimäre, als Hybrid denkbar ist.

"Unechte Landschaft" (Kasansui) ist ein Begriff, der auch den japanischen Steingarten beschreibt. Der (bis auf Moos als eine Art symbolisches Medium) pflanzenlose Steingarten ist ein Paradox. Er bildet die Natur nicht nach. Er symbolisiert sie, imitiert ihre inneren Verhältnisse, statt ihr Äußeres abzubilden. Authentizität und schnelles Behagen ist ihm nichts, Einsicht in das Unsichtbare alles. Zu sehen ist weder die lenkende Hand noch eine im Vorbeigehen abrufbare Harmonie.

So gesehen ist "Unechte Landschaft" ein Projekt kuratorischer Bescheidenheit. Die Ausstellung verlangt Aufmerksamkeit für das Gemachte, Einverständnis mit der  Verzögerung statt schnell verfügbare Thesen zu liefern oder Kunst zum beiläufig abzuhakenden Hintergrund ästhetischer Naherholung zu machen. Aus diesem Hort merkwürdiger Rekombinationen vermittelt sich auch kein Wissen. Er ist ein Spiel ohne Pointe und ohne Schlüsselbegriff für eine pädagogisch angeleitete Decodierung.

Am Ende geht es uns um die Unterbrechung schnell fließender Kommunikation, um die Auseinandersetzung mit dem Zusammengesetzten, um Maßstäbe und ihre Anpassung.

Die Ausstellung ist am 1. August wegen einer Sonderveranstaltung ab 16 Uhr für die Öffentlichkeit geschlossen.


Eine Kooperation mit der Sammlung Gaby und Wilhelm Schürmann.