Vorschau: expo

Ausstellung mit Bettina Allamoda und Manfred Pernice auf der Freundschaftsinsel
1973 wurde der Ausstellungspavillon auf der Freundschaftsinsel errichtet, ein Ableger des Aufbruchs, der von den Weltjugendfestspielen in Berlin ausging. Bettina Allamoda und Manfred Pernice erinnern an die Ästhetik dieser Zeit und schaffen im gläsernen Pavillon eine experimentelle Collage zwischen Form und Reform. „expo“ ist eine Ausstellung über die universelle Einsatzfähigkeit der Moderne, Kompromisse mit ihr und unseren Umgang mit Geschichte und Erinnerung.

1973: Over 40 years today, the former GDR exhibition pavilion on Freundschaftsinsel in Potsdam was built. Transforming the pavilion into a laboratory, Bettina Allamoda and Manfred Pernice experiment with the esthetics of the period in a collaborative project developing a site specific sculptural collage environment. Somewhere between form and reform, „expo" deals with compromises of modernism and our approach to history and memory.

Acht Millionen Besucher kamen 1973 zu den „X. Weltfestspielen der Jugend und Studenten“ nach Berlin, darunter 25.600 Gäste aus dem Ausland. Auch der Ausstellungspavillon auf der Potsdamer Freundschaftsinsel war als Teil des architektonischen Rahmenprogramms ein Ableger dieses staatlich geplanten Aufbruchs, der sich rasch verselbständigte und als „Woodstock“ des Ostens zum heimlichen Alptraum der staatlichen Kontrollorgane wurde.

Die Formsprache des Pavillons entstammt glasklar und transparent dem Vokabular der Moderne. Doch der formale Aufbruch, der hier und dort im DDR-Design sichtbar zu werden begann, hatte sich von dieser Rationalität bereits behutsam entfernt. Die Gestaltung öffnete sich vorsichtig dem globalen Pop-Experiment der 1970er-Jahre, wie sich an manchem Entwurf in den Archiven der volkseigenen Betriebe ablesen lässt.

Schon in den 1990er-Jahren hat Bettina Allamoda sich an eine ganz eigene Aufarbeitung dieser Formgeschichte gemacht, als sie begann, Displays, Fotografien, Architekturfragmente aus dem Optischen Museum Jena in ihr Werk zu integrieren. Das Museum war eine Gründung der Carl-Zeiss-Stiftung und diente damit zugleich als eine Art Betriebsmuseum des VEB Carl Zeiss Jena (heute Jenoptik AG), was aus den Instrumenten und Schautafeln ein eigenartiges Feld betrieblicher und staatlicher Selbstdarstellung, modernistischer Konventionen, objektivierender Geschichtsschreibung und technologischer Fortschrittshoffnungen machte.

In „expo“ trifft dieses angeeignete Inventar, in dem der Museumshintergrund zur Hauptsache wurde, auf eine ortsbezogene Analyse, der Manfred Pernice den spätmodernistischen Ausstellungsort und seine formalgärtnerische Umgebung unterzieht. Umgebung meint in dieser Sicht sowohl die gebaute und gestaltete Um-Gegend, als auch die umgebende Stimmung und Atmosphäre. Die sichtbare Architektur rückt dabei ebenso ins Blickfeld wie unterschwellige Aspekte des Raumes, der sie umgibt und den Pernice vielseitig und vielteilig neu zusammensetzen, lesen und artikulieren wird.

In der behüteten Atmosphäre der Freundschaftsinsel entwickeln Pernice und Allamoda  so eine Gemeinschaftsproduktion als (Ver)Sammlung von Objekten und Bildern, in der Design-Geschichte, Textilgestaltung, Museumsdisplays, Sperrelemente aus dem Großveranstaltungsmanagement und andere Versatzstücke der ästhetischen Selbstverständigung (und Fremdbestimmung) miteinander verschmelzen.


Mit freundlicher Unterstützung durch die eps GmbH

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Sonntag, 16. März 2014