Corona-Pandemie trifft die Kunstvereine besonders hart

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Quelle: ADKV

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Foto: Kunstverein Nürnberg / Verena Kathrein

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Foto: Kunstverein Hannover / Raimund Zakowski

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Foto: BKV Potsdam e.V.

Bürgerschaftliche Arbeit und ehrenamtliches Engagement geraten in Gefahr
"Während das Augenmerk der Bürger noch auf der Suche nach Hygieneartikeln und jenes der Politik auf dem Überleben großer Konzerne liegt," schreibt Sonja Zekri in der Süddeutschen Zeitung vom 20. März 2020, "droht einem Bereich der Kollaps, der für Deutschland mindestens so prägend ist wie Hygiene und Autos. Die einzigartig vielgestaltige, weltweit beneidete Kulturlandschaft der Republik schwebt in höchster Gefahr." Sie weist darauf hin, dass der Staat bereits Vorsorge trifft, die großen Theater und Museen zu sichern. "Existenzgefährdend aber sind diese Tage für alle Freischaffenden, Unabhängigen, Selbständigen, Privaten. Selbst wenn sie das Virus überstehen, droht das Ende von Projekten, Einrichtungen oder künstlerischen Laufbahnen, für die sie Jahrzehnte gearbeitet haben." Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV) warnt deshalb bereits vor Existenzrisiken der Kunstvereine.

Die bürgerschaftliche Arbeit mit ihrem großen Anteil an ehrenamtlichem Engagement und privaten Spenden wird von der Pandemie-Krise besonders hart getroffen. Die Stellungnahme der ADKV im Wortlaut:

"Die Corona COVID-19 Pandemie trifft alle Menschen und gesellschaftlichen Institutionen hart. Menschen fürchten um ihre Existenz, Familien sorgen sich um ihre Angehörigen.

Wenn die Politik nun von "systemrelevanten" Einrichtungen und Berufsgruppen spricht, die der besonderen Unterstützung bedürfen, dürfen auch solche bürgerschaftlichen Vereine nicht aus dem Blick geraten, die mit dem Engagement ihrer Mitglieder das kulturelle Leben in unseren Städten und Gemeinden aufrecht erhalten.

Dazu zählen besonders die Kunstvereine, ein weltweit einmaliges Modell mit teils mehrhundertjähriger Tradition. Hier tragen professionelle Kunstvermittler*innen mit Bürgerinnen und Bürgern dazu bei, Bildende Kunst allen sozialen Gruppen zu öffnen. Sie ermöglichen herausragende künstlerische Produktionen und fördern den europäischen und internationalen Austausch. An vielen Orten, gerade in ländlichen Räumen, sind sie die einzigen Einrichtungen, die das kulturelle Leben aufrecht erhalten und unterschiedlichsten Zielgruppen Raum zum sozialen Austausch bieten.

Die Kunstvereine werden von der Corona-Krise besonders hart getroffen, weil sie in besonderer Weise auf privates Engagement angewiesen sind. Die Spenden ihrer Mitglieder, Sponsorings und Sachleistungen, aber auch bürgerschaftliche Mitarbeit, Zusammenkünfte ehrenamtlicher Helfer sind nun gefährdet. Unternehmen halten sich mit Unterstützungsleistungen zurück.

Kunstvereine rechnen Jahr für Jahr fest mit diesem Engagement. Sie arbeiten hocheffizient mit geringen Mitteln und können Einnahmeausfälle nicht verkraften. Ein Jahr wirtschaftlicher Unsicherheit gefährdet an vielen Orten langjährig erfolgreiche Einrichtungen mit großem Renommee. Zugleich fallen Eintrittsgelder und Einnahmen aus Veranstaltungen und Vermietungen aus.

Wir appellieren deshalb an die Länder und Kommunen, mit den Kunstvereinen in einen direkten Dialog einzutreten. Es ist zwingend notwendig, großzügige Regelungen bei der Anpassung von Kosten- und Finanzierungsplänen auf Grund entfallender Einkünfte zu finden. Fördergeber sollten Auszahlungen trotz Projektverschiebungen oder Übertragungen ins nächste Haushaltsjahr leisten. Von besonderer Wichtigkeit ist dabei, dass die Vereine vorgesehene Zahlungen an Künstlerinnen und Künstler und freie Mitarbeiter*innen vornehmen können, auch wenn Projekte in anderer als der vorgesehenen Form stattfinden oder in einzelnen Fällen ausfallen oder verschoben werden müssen."

Zugleich, heißt es in einer weiteren Erklärung, erklären sich die deutschen Kunstvereine "mit den Produzenten und Produzentinnen solidarisch und begrüßen den Plan eines Notfallfonds für Kulturschaffende, den der Deutsche Kulturrat bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) angeregt hat. Auch schließt sich die ADKV der Forderung des Deutschen Musikrates an, ein auf sechs Monate befristetes Grundeinkommen in Höhe von 1000 € für alle freiberuflich Kulturschaffenden zur Verfügung zu stellen."

Freitag, 20. März 2020